
Die Frage, wer als „Deutsche“ oder „Deutscher“ zu gelten hat, wird gegenwärtig wieder heiß diskutiert. Problematische Vorstellungen von „Biodeutschen“ engen das Deutschsein auf der Basis von Abstammung ein und greifen damit in eine mehr oder weniger tiefe Vergangenheit zurück. Dabei bedient sich die politische Rechte vermeintlich unumstößlicher Gewissheiten, die aus der Historie abgeleitet werden. Der Vortrag des Göppinger Stadtarchivars und Historikers Dr. Dominik Gerd Sieber fragt nach dem Herkommen der Deutschen und den Entwicklungen, die dazu führten, dass sich die Menschen hier als „Deutsche“ definierten oder definiert wurden. Dabei geht der Blick zurück in die Geschichte Mitteleuropas in den letzten zwei Jahrtausenden. Ein Schwerpunkt wird natürlich in der Neuzeit liegen, dem 18., 19. und 20. Jahrhundert. Denn erst mit den Ideen von Nation und Nationalstaat werden „die Deutschen“ und „Deutschland“ im modernen Sinne geboren. Dem gegenüber steht das im Mittelalter begründete und 1806 untergegangene Heilige Römische Reich Deutscher Nation, das ganz andere Sinnbezüge aufwies.